Ich bin durch einen Zufall für ein Taschengeld an ein Pärchen Philips AD-12202 Breitbandlautsprecher und passende Mittel-Hochtöner gekommen. (Danke Nils!) Typischer Verwendungszweck sind elektronische Orgeln und Kinobeschallungen. Bei der Recherche, was denn nun für solche 30 cm Durchmesser Breitbandlautsprecher das ideale Gehäuse wäre, bin ich über offene Schallwände gestolpert. Da die Open Baffles, wie sie auch genannt werden sehr einfach, auch mit relativ geringem handwerklichen Geschick (sigh!) und Aufwand selbst bauen lassen, habe ich das in Angriff genommen. Aus meiner Jugend kann ich mich noch an den Supersound aus alten Röhrenradios erinnern, da kam kein noch so tolles Kofferradio mit. Die Ursache liegt an dem offenen stabilen Gehäuse, das einer offenen Schallwand ähnelt. Klanglich sollte man keine Basswunder erwarten, sondern fein heraus hörbare Positionen der Instrumente und eine Klarheit, die man mal gehört haben sollte.
Das entscheidende bei den OB, wie ich sie nun im folgenden nennen werde, ist, dass man den Lautsprecher nicht in der Mitte und nicht symmetrisch zu den Kanten anordnen darf, weil man sonst eine unangenehme Welligkeit im Schalldruck über die Bandbreite bekommt. Das kann man sehr schön mit The Edge simulieren, dem praktischen Freeware tool. Es gibt noch etliche weitere Tools, zum Beispiel Boxsim.
Mir war wichtig, das die Lautsprecher möglichst nahe an der Hörachse (Ohrenposition beim entspannten Hören) liegen, deshalb befinden sie sich ca. 1m über den Boden. Um die OB leichter positionieren zu können, habe ich sie auf stabilen Rollbrettern montiert.
Schaltungstechnisch kann man natürlich den Frequenzgang korrigieren. Zum Beispiel nach dem Vorschlag vom The edge, oder man benutzt anfangs die Klangregelung seines Verstärkers. Auf jeden Fall sollte man es sich verkneifen, mit Frequenzweichen herumzuexperimentieren, weil die geringe Phasenverschiebung über das Frequenzspektrum dann nur schlechter wird und man dann vielleicht einen Super Klang hat, aber die Auflösung der Instrumente verliert. Ich habe den Mittel-Hochtöner nur mit einem Kondensator gekoppelt. Den Philips habe ich über beide Schaltungsvarianten angeschlossen mit den Werten 7,5 Ohm für R2, Spule 6,8mH und Kondensator 2µ2F für den Höchtöner. Rechts sieht man die Simulation, die nicht ganz exakt den Daten entspricht, der AD12202 ist noch ca. 5cm höher, leider kann Edge nur bis 1 m darstellen. Die Werte unterscheiden sich aber nicht wesentlich. Wichtig ist, das man den Lautsprecher nicht genau in der Mitte einbaut, sondern asymmetrisch. Das sieht zwar nicht besonders elegant aus, aber bei meinen Klamotten richte ich mich ja auch nicht nach der Mode und wenig nach der Meinung anderer. Mir gefällts
Und klingen tut das Ganze wirklich sehr angenehm. Jetzt bräuchte man evtl. nochmal einen Röhrenverstärker. hhhm.
Wirkliche Messwerte wären zwar nun ganz interessant, aber ich verlasse mich da auf mein Gehör. Aber wer weiß vielleicht komme ich mal an einen Spektrum Analyzer ran.
Beim Einbau der Lautsprecher ist mir aufgefallen, dass bei einem die Spule nicht mehr zentriert ist, sie kratzt vernehmbar, wenn ich die Membran leicht bewege. Eine genauere Untersuchung zeigte einen Luftspalt. Ich habe den Lautsprecher auf den Boden gelegt und mit kräftigen Druck laut klackend wieder eingerenkt.
Anregungen, wie man das ganze auch mit Seitenwänden gestalten kann, findet man übrigens hier.
Hier ein paar Eindrücke der nun fertigen Schallwand. Nachtrag zum Hörerlebnis: Klingt gut, kein anecken mehr bei Kingston Town, da habe ich nämlich den Luftspalt bemerkt. Die Gesamtkonstruktion hat ein (für mich) ausgewogenes Klangbild, Schallplatte habe ich jetzt noch nicht probiert, kommt noch. Meine Höreindrücke sind natürlich mit Vorsicht zu geniessen, denn ich höre nur noch bis ca. 12Khz also der Hochtöner ist nur für Gäste, ich hörs eh nicht


