Weihnachten steht vor der Tür und spätestens zum 1. Advent kommen sie wieder ins Haus geflattert - diese netten Bettelbriefe. Wer Geld überweist hat dann sein Gewissen beruhigt und wer nicht, der ist kein guter Mensch. So jedenfalls kommen diese Botschaften bei mir an.
Ich gehöre zu denen, die bekennende "Kein-Geld-Spender" sind. Nicht weil ich den Leuten nichts geben will - ich lebe selber am Existenzminimum. Und das schon seit Jahren. Ich jammer auf hohem Niveau - weiß ich. Wo sind eigentlich die Millionen für die Tsunami-Opfer geblieben? Was passiert mit den Geldern für die AIDS-Opfer in Afrika? Wo sind die Millionen geblieben? Haben auch wirklich die Leute was bekommen, die alles verloren haben?
Meine Familie spendet auch. Gut erhaltene getragene Kleidung, die uns nicht mehr paßt, geben wir an unsere Kirchengemeinde in die Kleiderkammer. Sie werden an Menschen abgegeben, die noch weniger haben. Gewissen ist nun beruhigt - Kaschmir, Afrika, Asien und all die armen Länder sind so weit weg.
Geld geben hilft doch in erster Linie, das eigene Gewissen zu beruhigen. Am Obdachlosen, der uns auf dem Weg zur Bank begegnet, wenn wir Spenden überweisen, gehen wir doch vorbei. Oder wird der von uns zum Essen eingeladen und darf mal bei uns in der Badewanne den Dreck von seinem Körper schrubben und eine Nacht in einem Bett schlafen? Vielleicht sollten wir da auch mal anfangen, verantwortlich zu handeln und es nicht nur auf den Staat schieben für die Menschen zu sorgen. Der Staat, das bin ich und das bist auch Du.
Der letzte Satz ruft in mir folgende Assoziation wach: "Ich und Du, Müllers Kuh, Müllers Esel, das bist Du!" Aber ich will ja nicht das Nivau dieses Eintrages durch meinen Kommentar herabziehen, deshalb noch es konstruktives: Was hältst du von meinem diesjährigen Vorschlag sich zu Weihnachten nichts eigennütziges zu wünschen, sondern, dass die Leute die mir etwas schenken wollen, das Geld spenden an eine Organisation ihrer Wahl und mir dann davon erzählen wofür sie sich entschieden haben? Siehe: http://jules.schreibholz.de/index.php?/archives/694-Mein-Weihnachtswunsch.html
Ich glaube übrigens schon, dass die Gelder auch in Afrika und so ankommen und dort Schulen gebaut werden oder Medikamente an unterversorgte Krankenhäuser ausgeteilt... zumindest bei zuverlässig scheinenden Hilfsorganisationen. Liebe Grüße und ein großes Lob an deine über-den-eigenen-Tellerrand-gehenden-Gedanken, Jules
Du hast völlig Recht. Aber ist es nicht besser, wenn die, die es können, Geld spenden, bevor sie gar nichts machen? Allerdings ist es schon merkwürdig, das besonders zum Herbst hin, die Flut der Bettelbriefe ansteigt. Ich bekomme immer noch Bettelbriefe, die an meine vor 4 Jahren vorstorbene Mutter gerichtet sind. Natürlich ohne den Hinweis, man möge Ihnen Adressänderungen mitteilen. Wenn dieser Hinweis fehlt, dann kann die Post die Briefe auch nicht zurückschicken, weil die Empfänger dann das Porto nicht übernehmen. Ein nicht unerheblicher Teil der Spendeneinnahmen gehen auch für diese Massenbriefe drauf. Oft liegen da noch Schmuckteile oder Postkarten bei. Und es ist noch nicht mal gewollt, das man unnötigen Versand durch streichen der Adressen vermindern hilft. Ansonsten ist auch Jules' Ansatz gar nicht so schlecht. ... Nachdenkenswert
In der Sendung Kompass wurde mal den "Spenden" nachgegangen für die Tsunamiopfer in Sri Lanka. Aber lest selbst: http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/2005/00281/ Da kräuseln sich die Nackenhaare bei mir. Das ist ja nur ein Beispiel von vielen. Von dem Geld werden Sachen gekauft, die gebraucht werden und dort hinverschifft werden. Aber vor Ort liegen sie oft im Hafen und gelangen nicht dorthin wo sie gebraucht werden und das ist nicht im Sinne der Spender und der Hilfsorganisationen.