Am 6. August 2005 waren wir aus.
Wir, das heißt meine Frau und ich, möchten uns in aller Form entschuldigen Gast im Viel-Sterne-Restaurant R.C. gewesen zu sein.
Vor allem entschuldigen wir uns bei derjenigen "Dame", die uns gestern Abend gegen 19:00 Uhr noch einmal den hohen Standard des R.C. nahe gebracht hat.
Leider vergaß ich sie nach ihrer Adresse zu fragen, wir würden ihr gerne
als Wiedergutmachung einen Fleurop-Strauß senden.
Während des Blues & Jazz Festivals am 6.August 2005 verspürten wir ein wenig Appetit und entschieden uns für einen Besuch der Terrasse des R.C.
Leider kamen wir zur unpassenden Tageszeit gegen 13:30 Uhr und haben etwas zu Essen und Trinken bestellt. Wenn wir gewusst hätten, welche Unannehmlichkeiten solch ein Auftrag bei dem Personal des R.C. hervor ruft, dann hätten wir einfach so getan als bräuchten wir nichts.
Die Getränke, ein Glas Cola und ein Beck's Bier, wurden dann auch bald
serviert.
Die Gefäße mussten wohl dem Höchstmaß entsprechen, der allen Gästen des R.C. stets an persönlichem Service und Annehmlichkeiten zugesichert wird.
Jedenfalls waren sie aus neutralem Glas erschaffen, völlig frei von jeglichen Verzierungen, die ein gewöhnlicher Gast als Eichstrichmarkierungen missdeuten könnte.
Leider, - und auch hier wieder unsere tief empfundene Entschuldigung, mit dem Versprechen nie wieder in die Versuchung zu geraten, das Höchstmaß
an persönlichem Service und Annehmlichkeiten des Hauses R.C. erneut zu fordern, - wurde durch die fehlenden, störenden Markierungen unser Blick auf die Füllhöhe der Gläser nicht behindert.
Das Bier war nicht ganz voll, was wohl dem Höchstmaß an persönlichem Service und Annehmlichkeiten des Hauses R.C. entsprechen musste.
Die Cola war, beeindruckt von diesem Höchstmaß, das hier in der Luft zu spüren war, so komprimiert, dass sie nur Drei Fünftel des Glasvolumens ausfüllte.
Fast schien es, als wäre die Füllmenge so messen, damit wir uns nicht bekleckern, wir waren auch hier wieder beeindruckt von dem Höchstmaß an persönlichem Service und Annehmlichkeiten des Hauses R.C.
Da wir Durst hatten und außerdem unser Mut immer weiter sank, haben wir uns an den Getränken gelabt. Ein den Service sicherstellender Oberkellner war ebenfalls nicht in Sicht.
Etwas später wurde unser Platz eingedeckt. Wir bekamen auch schöne Sitzauflagen, die uns als bleibender Eindruck in Form von Feuchteflecken noch eine Weile nach dem Essen erhalten bleiben sollten. Das war prima, denn so konnten wir uns noch eine ganze Stunde lang an dieses Erlebnis erinnern.
Auch hier noch einmal unsere aufrichtige Entschuldigung, dass wir nicht erkannt haben, dass das aufrichtige Bemühen und Wohlergehen der Gäste das oberste Gebot des Hauses R.C. ist.
Meiner Frau wurde vom völlig überlasteten Kellner das Besteck von der linken Seite angereicht und der Einfachheit halber auch gleich komplett links neben den Teller gelegt.
Bei mir reichte dann die Zeit für das Erscheinen und Platzieren von rechts.
Hätten wir geahnt, dass eine zu weniger als ein Viertel besetzte Terrasse die Bedienung derart in Bedrängnis bringen würde, hätten wir selbstverständlich unser Essen selbst aus der Küche geholt.
Das Essen kam dann eine Weile später. Wenn der Fettgehalt einer Soße ein Maß für die Güte des Essens ist, dann hätte diese Soße 30 Sterne verdient.
In unserem fachlichen Unverstand nahmen wir bisher an, Schlagsahne gehört auf
einen Kuchen. Wie man sich doch irren kann.
Nachdem wir das Essen zu uns genommen hatten, beeilten wir uns die Rechnung zu bezahlen und zogen von dannen.
Zuhaus beim rekapitulieren der Ereignisse fasste ich dann den Entschluß die Details unserer Erlebnisse der Bewirtung zu straffen und an das R.C. zu senden. Die Reaktion bestand aus einer scheinbar aus Textbausteinen zusamengesetzten email woraus ich Teile in dieser Geschichte verwendet habe.
Auf das Hauptärgernis, welches ja letztendlich der Anstoß für meinen längeren Artikel im
Webformular des R.C. war, wurde gar nicht eingegangen, sondern es fand sich nur ein
zweizeiliger Hinweis auf die unmarkierten Gläser und die Soße wieder.
Darauf hin schrieb ich eine Antwort, in der ich meinen Unmut über die Reaktion des Hauses
äußerte und auch mitteilte, ich würde die Kommunikation in meinem Blog darstellen.
Während ich mir Gedanken machte, ob ich wirklich wegen der eigentlich als Kleinigkeit
einzustufenden Begebenheit noch weitere Arbeit investieren sollte, kam es zu einem Anruf
der Vorgesetzten meines Emailkontaktes, der immerhin Qualitäts-Manager als Titel führte.
Der Anruf verlief in merkwürdigen Bahnen, ich hatte das Gefühl, für einen Nassauer gehalten
zu werden, immer wieder kam das Gespräch auf eine Kompensation, die ich wünschen sollte.
Doch das lag nicht in meiner Absicht, zumal ich sicher nicht allein deshalb wieder nach
Wolfsburg fahren würde.
Einzelheiten aus dem Anruf werde ich hier nicht wiedergeben, um die Dame nicht in
Schwierigkeiten zu bringen, allerdings hat mich dieses Gespräch in meinem Willen bestärkt
aus der Angelegenheit eine kleine Geschichte zu machen, die hoffentlich keinen weiteren
Unwillen erregt.
Eines ist sicher, der Schlusssatz in der Antwortmail vom R.C. : "Wir freuen uns sehr auf
Ihren nächsten Besuch, um Sie nicht nur verwöhnen, sondern Sie dann auch wieder von
unserem Können und unserer Servicephilosophie überzeugen zu dürfen."
Klingt für meine Frau und mich sehr unglaubwürdig, besonders nach diesem Telefonanruf.
Was die Sache im folgenden so unerfreulich macht, ist der Ton des Gesprächs mit dem ich
konfrontiert wurde. Anstatt das Gefühl zu haben als "Kunde König zu sein", hatte ich
das Gefühl mit einem klassischen Vertreter der Gattung "Xanthippe" zu sprechen.
Insgesamt ist es verblüffend, wie aus einem einfachen Hinweis auf die Misstände im Webformular, solch eine Katastrophe an menschlicher Kommunikation entstanden ist.
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Ich geh immer zu meinem Italiener in Schöningen (Ratskeller). Da gehöre ich quasi schon zur Familie. Restaurants/Gaststätten wie das im Beitrag beschriebene sehen mich im Höchstfall nur ein einziges Mal.Haltet ihr es genauso?
War halt 'ne Ausnahme. Auf mittlere Sicht wird sich das auch nicht ändern, nach dem Erlebnis.